Ein Reisebericht über die Irish Student Trampolining Open (ISTO) 2003 in Dublin von

Christian Werner-Westphal:

Léimneach (oder: Hüpfen auf irisch...)

Die Fremde ruft...

Erstaunlich ist, dass der Weg nach Irland von Braunschweig aus auch zunächst mal nach Süden führen kann. Dennoch - ein entsprechender Flugpreis stellt bisweilen allemal ein Argument für einen Umweg über Frankfurt dar. So machte sich denn Anfang April eine Gruppe reiselustiger Studenten auf den Weg. Das Ziel: Dublin, eine (wie sich herausstellen sollte) recht interessante Stadt mit ca. einer halben Million Einwohnern. Das Motiv: Nein, nicht der Besuch der in Dublin ansässigen Guinness-Brauerei. Na gut, auch. Aber nicht nur. Der Grund für die Exkursion war für diese Gruppe reiselustiger Studenten der Kontakt mit Gleichgesinnten sowie sportliche Betätigung: Ein Trampolinwettkampf.

Moment: Trampolinturnen als Wettkampf?

Doch, das gibt es. Seit der Sommerolympiade 2000 in Sydney sogar als olympische Disziplin.

Bei Trampolinwettkämpfen turnt jeder Teilnehmer in der Regel zwei Übungen, die aus jeweils 10 aufeinander folgenden Sprüngen bestehen. Die erste Übung ist die Pflichtübung. Die 10 Sprünge sind vorgeschrieben bzw. ihre Auswahl eng an Bedingungen geknüpft, so dass alle Turner genau die gleiche oder zumindest in ihrem Schwierigkeitsgrad sehr ähnliche Übungen turnen.

Die zweite Übung ist die Kürübung und darf vom Turner weitgehend frei zusammengestellt werden. Jedem Sprung wird ein Schwierigkeitsgrad zugeordnet, und die Summe der Schwierigkeitspunkte fließt in die Bewertung der Kürübung mit ein. Bei Pflicht und Kür wird außerdem die Haltung durch mehrere Kampfrichter bewertet.

In der Regel qualifizieren sich die bestplatzierten Turner aus dem beschriebenen Vorkampf für das Finale, in dem noch eine zweite Kürübung geturnt wird.

Also: ISTO 2003 in Dublin - 5. und 6. April

ISTO steht für "Irish Student Trampolining Open" - die irische Hochschulmeisterschaft im Trampolinturnen. Dieser noch sehr junge Wettkampf fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt, wie im Jahr zuvor in der Sporthalle des "University College Dublin". Geturnt wurde im Einzelwettkampf (anders als bei Wettkämpfen in Deutschland üblich) in vier Kategorien: "novice", "intermediate", "advanced" und "elite". In jeder Kategorie gab es ein Classement für Frauen und eins für Männer. Insgesamt waren 320 Teilnehmer gemeldet (weswegen aus Zeitgründen auch auf die Durchführung eines Finales verzichtet wurde). Neben Sportlern aus Irland gab es zahlreiche Teilnehmer aus England, Schottland und Wales sowie schließlich einige aus Deutschland (aus München, Kassel und Braunschweig).

Nach dem Einzelwettkampf am Samstag folgten am Sonntag zwei Synchronwettkämpfe, ein regulärer (soll heißen: ernstgemeinter) Zweier-Synchron-Wettkampf und ein Spaßwettkampf: Angetretene Mannschaften durften ihre volle Kreativität hinsichtlich Choreographie und Kostümen entfalten  das Ergebnis waren köstlich amüsante Auftritte im Zweier-, Dreier-, Vierer-, Fünfer-, Fünfeinhalber-, und Sechser-Synchron. An diesen Wettkämpfen war die TU Braunschweig in diesem Jahr nicht vertreten  aber es gibt ernsthafte Bestrebungen bezüglich der ISTO 2004...

Den Abschluss der Veranstaltung bildeten die "ISTO Gladiators", ein Massenwettk(r)ampf ganz im Stile von "Spiel ohne Grenzen", mit "Disziplinen" wie "Vorwärtshechtrollenwettrennen", "Radwendewettrennen", "mit einem Eimer auf dem Kopf den Weg finden" und "mit einem aufgeblasenen Gummiball den Gegner von einem Gymnastikbalken schlagen". Auch hier war die TU Braunschweig würdig vertreten, und durch die vielbeachtete Darbietung "deutscher Effizienz" beim Vorwärtsbefördern von Judomatten in Akkordarbeit gelang ein solider Beitrag zur allgemeinen Erheiterung.

Und wo wir schonmal da sind...

Die äußerst herzliche und freundliche Aufnahme durch unsere irischen Gastgeber konnten wir nicht nur auf den allabendlichen Zusammenkünften in Dubliner Pubs erfahren. Auf unsere Anfrage hin waren wir bei irischen Studenten privat untergebracht. Dadurch ergaben sich viel engere Kontakte, als sie bei der Unterbringung im Hotel möglich gewesen wären.

Nach dem Wettkampf nutzten wir die Gelegenheit, uns Dublin und seine Umgebung noch ein paar Tage lang genauer anzusehen. Es folgten der Besuch der Guinness-Brauerei und anderer Sehenswürdigkeiten sowie der massive Verzehr von "Fish & Chips" (nebst Guinness und Cider, versteht sich...).

Die geknüpften Kontakte mündeten schließlich in einer Einladung, ein paar Tage in dem Dorf Rathdrum südlich von Dublin zu verbringen. Von dort aus konnten wir das wunderschöne Tal Glendalough besuchen, das neben einer frühmittelalterlichen Klosterruine eine atemberaubende Hügellandschaft zu bieten hat, und in dem wir bei schönstem (für Irland fast untypischem) Wetter eine ausgedehnte Wanderung unternahmen.

Alles hat ein Ende...

Leider vergeht so eine Woche manchmal viel schneller, als einem lieb ist. So machten wir uns denn auf den Rückweg. Aber Irland und seine Leute, die uns so freundlich empfangen haben, werden uns in guter Erinnerung bleiben.

Autor: Christian Werner-Westphal, Braunschweig.
Für das Hochschul-Trampolin-Archiv aufbereitet von Martin Kraft. 2004